Molière


Molière (echter Name Jean-Baptiste Poquelin, 1622-1673) gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker aller Zeiten. Sein ganzes Leben war von einer allumfassenden Leidenschaft für das Theater und von einem ständigen Kampf für künstlerische Freiheit geprägt.

Molière stammte aus der Familie eines wohlhabenden Pariser Händlers. Statt in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, wie es damals üblich war, gründete er zusammen mit Madeleine Béjart und einigen weiteren Amateurdarstellerinnen und -darstellern eine Theatergruppe. Zunächst erfolglos, wurden sie als wandernde Komödianten in der Provinz bekannt und wagten nach mehreren Jahren eine Rückkehr nach Paris. Nachdem der Bruder von Louis XIV. auf Molières Theatergruppe aufmerksam geworden war, durfte diese am königlichen Hofe zwei Stücke präsentieren. Eines davon, eine leichtfüssige Komödie, gefiel dem jungen König so sehr, dass er Molières Theatergruppe einen Aufführungsort zuwies. Die Gunst des Königs blieb der Gruppe über viele Jahre erhalten. Ab 1663 bekam diese eine jährliche Pension, und ab 1665 durfte sie den Titel Troupe du roi tragen.

Molière versuchte sich als Schauspieler und Autor im tragischen Genre, aber dieses lag ihm nicht. Der Durchbruch gelang ihm 1659 mit der Komödie Die lächerlichen Preziösen. Mit seiner Kritik an gesellschaftlichen Missständen, die gleichermassen Adlige, Bürgerliche und Geistliche betraf und zum Wesensmerkmal seiner Komödien wurde, machte sich Molière allerdings viele einflussreiche Personen zu Feinden. Zudem war der Erfolg seines Theaters alteingesessenen Schauspielern ein Dorn im Auge. Die Komödie Tartuffe, 1664 uraufgeführt, brachte eine Gruppe älterer Höflinge zur Weissglut. Sie erwirkten beim König ein Verbot des Stücks. Auch Molières Don Juan wurde nach wenigen Aufführungen verboten. Erst 1669, als die Macht des Königs so gefestigt war, dass er keine Rücksicht mehr auf die frommen Gegner Molières nehmen musste, konnte dieser eine überarbeitete Fassung des Tartuffe frei aufführen. Die Aufführung war ein triumphaler Erfolg und gilt als eines der großen Ereignisse der französischen Theatergeschichte.

Eine Reihe persönlicher Schicksalsschläge, darunter der Tod seiner langjährigen Weggefährtin Madeleine Béjart, der mehrjährige Kampf für den Tartuffe und ständige Angriffe aus verschiedenen Lagern setzten Molière stark zu. Während einer Aufführung des Eingebildeten Kranken, bei der er die Hauptrolle spielte, brach er zusammen und starb kurz darauf. Seine Truppe schloss sich bald einer anderen an und verschmolz 1680 auf Anweisung von Louis XIV. mit der Truppe des Hôtel de Bourgogne, welche Tragödien spielte. Dies war die Geburtsstunde der berühmten Comédie-Française.

Molière ist eine der zentralen Figuren der französischen Kultur. Der „Vater der französischen Komödie“ erhob die Gattung der Komödie zu einer ernstzunehmenden und gesellschaftlich bedeutsamen künstlerischen Form, auf gleicher Augenhöhe mit der Tragödie. Auch die französische Sprache wurde durch Molières Theaterstücke maßgeblich geprägt. Schliesslich sind seine Stücke nach wie vor witzig und unterhaltsam und begeistern das Publikum seit Jahrhunderten.

Bilder: Wikimedia

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