Wir suchen noch zwei SchauspielerInnen für die Theater-Produktion “Das einzig Wahre” von Tom Stoppard. Wir proben jeweils am Donnerstag-Abend im GZ Buchegg und die 8-9 Aufführungen sind für den Februar/Anfang März 2016 geplant. Zusätzlich wird es zwei Probe-Wochenenden geben, und gegen Ende auch Zusatzproben. Beide Rollen werden nicht zu allen Proben anwesend sein müssen. Unsere Aufführungssprache ist Hochdeutsch. Eine Gage können wir leider nicht zahlen, Spesen werden aber erstattet.
Billy, Spielalter um die 22
Billy ist ein gutaussehender junger Mann. Er arbeitet als Schauspieler und hat eine Affäre mit Annie, die älter ist als er (um die 30).
- ANNIE
- Ist sonst noch jemand im Zug?
- BILLY
- Nein, wir sind völlig allein.
- ANNIE
- Ich meine, von uns, von den anderen.
- BILLY
- Ich weiß nicht, manche fliegen hinauf.
- ANNIE
- Mir war der Zug lieber.
- BILLY
- Mir war’s lieber mit dir.
- ANNIE
- Billy…
- BILLY
- Was hast du gedacht, als du mich gesehen hast?
- ANNIE
- Jetzt eben?
- BILLY
- Nein. Am ersten Tag.
- ANNIE
- Ich dachte, Gott, ist der jung.
- BILLY
- (mit Akzent) Ich habe mehr gelebt, als Sie je leben werden.
- ANNIE
- Schon gut.
- BILLY
- Ich sollte Angst haben. Du bist umwerfend.
- ANNIE
- Mir ist nicht wohl dabei.
- BILLY
- Mir umso mehr.
- ANNIE
- Ich bin älter als du.
- BILLY
- Das ist doch egal.
(Annie erwidert seinen Blick.)
Debbie, Spielalter 17
Debbie ist die frühreife Tochter von Henry. Du musst nicht genau 17 sein, solltest jedoch mädchenhaft wirken.
- HENRY
- Hat dir das letzte nicht gefallen?
- DEBBIE
- Was, „Das Kartenhaus“? Na ja, da ging es ja um nichts anderes, als – hatte sie was mit ihm oder nicht. Was für ein Problem! Ehebruch unter Architekten. Wieder mal.
- HENRY
- Es ging um Selbsterkenntnis durch Schmerz.
- DEBBIE
- Nein, es ging darum, ob sie was mit ihm hatte oder nicht. Als ob das was mit Untreue zu tun hätte.
- HENRY
- Die meisten Menschen sind dieser Ansicht.
- DEBBIE
- Die meisten Menschen sind der Ansicht, nichts mit irgendwem zu haben, sei eheliche Treue. Sie meinen, alle Beziehungen haben ihren Angelpunkt in der Mitte. Sex oder kein Sex. Wirklich ein phantastisches Angebot von Möglichkeiten! Wie ein Schalter an/aus. Hat sie oder hat sie nicht? Von Henrik Ibsen. Weshalb macht man daraus so ein Problem?
- HENRY
- Ich weiß nicht, weshalb.
- DEBBIE
- Weil man es mit einem solchen Geheimnis umgibt. Mit zwölf war ich besessen davon. Alles war Sex. Latein war Sex. Das Wörterbuch klappte genau bei meretrix auf, Hure. Man konnte das Geheimnis aus dem Wort herausspüren… wie Moschus. Meretrix! Das war was ganz anderes als Mensa, der Tisch. Es war wie ein Blitzstrahl von einem verbotenen Planeten, und es war überall. Geschichte war Sex, französisch war Sex, Kunst war Sex, die Bibel, Gedichte, Briefpartner, Gesellschaftsspiele, Musik, alles alles war Sex außer Biologie, die war ganz deutlich Sex, aber ebenso deutlich nicht wirklich Sex, nicht der Sex, der heimlich war und ein Rausch und verrückt und ein Sakrament und alles, was es angeblich war, aber nicht zugleich sein konnte – das habe ich im Heizungskellergekriegt und es war dann doch nur Biologie. Und davon ist die freie Liebe frei – von der Propaganda.
Interesse?
Melde dich doch bitte unter casting@dramateure.ch mit ein paar Worten zu deiner Person, deinen Schauspiel-Erfahrungen und möglichst auch Bildern. Natürlich sind uns auch Interessierte ohne Schauspiel-Erfahrung willkommen – jeder muss mal anfangen. Einsendeschluss ist Mittwoch, 16. September. Das Casting wird dann am Donnerstag, 17. September abends stattfinden.