Zur Inszenierung von „Das einzig Wahre“ (2016)

Inszenierungsidee

Unsere Inszenierung verbindet mit Hilfe moderner Technologien Theater, Kunst, Kultur, Film, Fernsehen und neue Medien. Eine Bühne für alles. Worte werden zu Bildern. Bilder lassen Worte sichtbar werden. Was hört man, wenn man alles sieht? Wir zeigen das Zusammenspiel von Kunst, Kultur und Literatur im Kontext einer zugleich zeitgenössischen und zukunftsorientierten Auseinandersetzung mit dem Stück „Das einzig Wahre“ von Tom Stoppard.

Annie und Henry

Annie und Henry

Exposé

Das Ziel unserer Inszenierung besteht darin, Kunst als Mittel der Kommunikation sichtbar werden zu lassen. Wir zeigen Menschen und ihre Beziehungen zueinander. Auf unterschiedlichen Ebenen vermischen wir Theater mit Elementen aus Film und Fernsehen und schlagen eine Brücke zwischen Realismus und Fiktion.

Mit Hilfe eines besonderen Bühnenbildes zeigen wir den „Reality-Charakter” des Stücks, durch Live-Übertragung direkt auf die Bühne. Verkaufte Ideale werden direkt auf den grossen Bildschirm projiziert und verdeutlichen dem Publikum den inneren Verfall einer Gesellschaft. Wir geben einen Ausblick – keine Kritik!

Tom Stoppard vermischt in seinem Stück „Das einzig Wahre“ die Alltags- und die Bühnenwelt miteinander und erzählt eine Geschichte über wahre Liebe und literarischen Anspruch, über politische Motive und persönliche Motivation.

Charlotte und Max sind verheiratet. Ihre Ehe droht gerade an Charlottes vermeintlichem Seitensprung zu zerbrechen. Doch was hier auf der Bühne geschieht, ist nicht real, sondern ein Spiel im Spiel. Charlotte und Max sind Schauspieler. Hinter den Brettern, die für beide den Mikrokosmos ihrer Welt bedeuten, ist Charlotte mit dem selbsternannten Künstler und erfolgreichen Schriftsteller Henry verheiratet. Dieser hat eine heimliche Affäre mit der Schauspielerin Annie, der Ehefrau von Max. Da die Welt zu klein für grosse Geheimnisse ist, fliegt der Betrug schnell auf. Alle vier müssen sich der Endlichkeit der ewigen Liebe stellen.

Annie und Henry starten den neuen Versuch eines gemeinsamen Lebens. Doch schon bald wird Henry schmerzlich klar, dass in Annies Leben noch Platz für den politischen Häftling Brodie und für den gutaussehenden jungen Schauspieler Billy ist. Er, der eheliche Untreue als Thema in seinem Stück behandelte, muss sich nun im wirklichen Leben selbst in die Rolle des gehörnten Ehemannes begeben.

Henry und Annie

Henry und Annie

In unserer Adaption findet auch die sitzengelassene Schauspielerin Charlotte einen neuen Weg. Sie schaltet nach der Trennung und nachdem ihr einziges Kind das Haus verlassen hat, den „Erfolgsgang“ ein und verpflichtet sich für eine grosse „Reality-Sendung“ mit garantierten Bestquoten. Diese sollen sie und den Sender mit der „Der Gefangene Brodie – Hautnah“ wieder auf Erfolgskurs bringen. Charlotte begleitet den Zuschauer mittels Flatscreen und eigenem unbemanntem Kamerateam durch das Stück. Das Publikum verfolgt ihren Aufstieg und Fall „live“ auf dem Flatscreen.

Der englische Autor und meistgespielte lebende Dramatiker Sir Tom Stoppard behandelt in seinem Theaterstück aus den frühen 1980er Jahren zentrale Fragen des zeitgenössischen Lebens.

  • In welcher Beziehung stehen Kunst ‒ insbesondere Literatur ‒ und Leben zueinander?
  • Gibt es eine „wahre Liebe“ und wie überlebt diese den Alltag?
  • Sind Verlässlichkeit und Verantwortung nur Wortgebilde, oder sind es konstante Werte, die im Leben eines Individuums oder gar einer Gesellschaft bestehen können?
  • Für was wird sich der Mensch entscheiden, wenn er vor die Wahl zwischen Sicherheit und Freiheit gestellt wird?

Auch 30 Jahre später sind diese Fragen immer noch hochaktuell und stehen im Fokus unserer Inszenierung. Unser Stück spielt im Jetzt. Sieben Akteure auf der Suche nach dem einzig Wahren. Eine Odyssee, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Grundelemente des Theaters mit selbstproduzierten filmischen Beiträgen zu verknüpfen und gleichzeitig einen Bezug zum aktuellen Geschehen der Fernsehlandschaft zu setzen, mit einem besonderen Augenzwinkern auf die Sparte „Reality TV“. Der Kern unseres Stückes ist das Wechselverhältnis zwischen dem Wandel von Kommunikation durch neue Medien und dem Wandel von kulturellen Prozessen.

Bleibt ein Künstler immer ein Künstler der Kunst wegen? Was, wenn die gesellschaftlichen Umstände das Individuum dazu bringen, seinen Status als Künstler aufzugeben, um in der Gesellschaft zu überleben? Soll man sich selbst treu bleiben und gesellschaftlich verlieren? Oder gewinnt man die Gesellschaft, indem man sich verliert?

Finden Sie Ihre eigene Antworten.

Aufführungsrechte: Jussenhoven & Fischer, Köln.

Kommentare sind geschlossen.